Maria Wojtyszko
Mutterland DSE
LOFFT.Leipzig 2007 • Bühne/Kostüme: Stephan F. Rinke
Der Inszenierung von „Mutterland" hat sich Alexander Schilling angenommen. In der letzten Spielzeit machte er am LOFFT und darüber hinaus mit einer beeindruckenden Inszenierung von „Der Nachtbus" von Michal Walczak auf sich aufmerksam. Wiederum führt er luzide Regie. Schilling braucht nicht mehr als sechs Akteure, ein schlichtes Sofa in der Bühnenmitte und die Hilfe der Schwerkraft, um dem Spiel und unserer Imagination Raum und Flügel zu verleihen. Vom Bühnenhimmel fallen dem Ensemble Requisiten und Kostümierungen zu, das Sitzmöbel wird wechselweise von einer Folterbank zum Bett, von einer Puppenbühne zum Gebärstuhl, die spielfreudigen Darsteller verwandeln sich behende in die 13 Rollen der vier Familiengenerationen. Wer nicht spielt sitzt am Bühnenrand und beobachtet. Dass Wojtyszko ihr Sozialdrama als groteske, bisweilen absurde szenische Collage verpackt hat, dass sie Elemente des Musicals und der Karnevaleske aufgegriffen hat, tut nicht nur dem Stück gut, sondern kommt auch Schillings Theaterlabor entgegen.
Vollständige Kritik als PDF-Datei herunterladen (65.22 KByte)
Mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Maria Wojtyszkos Stück „Mutterland" startete das Leipziger Lofft Sonntagabend am Lindenauer Markt in seine neue Spielzeit: ehrgeizig, temperamentvoll, fantasiereich - und so poetisch wie drastisch.
Alexander Schilling, der sich als Regisseur seit Jahren und erfolgreich mit junger Dramatik aus dem Nachbarland auseinandersetzt hat ein gutes Gefühl für die schwermütige Melancholie, die bissige Ironie, den nachdenklichen Ernst und die schwebende Komik der Stücke aus dem Osten. In einem schwarz verhangenen Bühnengeviert konzentriert er den tempo-reichen, oft atemlosen Dialog zwischen wechselnden Personen auf den jeweiligen Grundkonflikt, auf die üblichen Missverständnisse, die nicht selten himmelhohe Barrieren errichten. Ein paar Requisiten, die entweder aus dem Schnürboden fallen oder aus den gleichsam unergründlichen Tiefen eines schwarzen Sofas auftauchen, helfen der Handlung voran. Auf der Rückseite des gedrehten Möbels finden sich als alternativer Spielort hässlich nackte Plastesitze: Wer nicht im Scheinwerferlicht steht, taucht ins Randdunkel ab, zuweilen als Teil eines reanimierten antiken Chors.
Vollständige Kritik als PDF-Datei herunterladen (367.46 KByte)
Foto
Darsteller
Antje Härle, Joanna Kupnicka, Heike Ronniger, Stephan Fiedler, Johannes Gabriel, Sascha Tschorn