Ulrike Syha / nach dem Roman von John Steinbeck
Jenseits von Eden
Konzertdirektion Landgraf 2012 • Ausstattung: Stephan Mannteuffel
Dem Regisseur Alexander Schilling gelingt es [ ] immer wieder, spektakuläre Bühnenmomente zu schaffen. Diese illustrieren das Geschehen symbolisch, ohne zu vereinfachen. Exemplarisch der finale "Sündenfall": Adam Trask lehnt - aus verständlichen ethischen Gründen - das Geschenk seines Sohnes Caleb ab, spürt aber nicht, dass er zugleich den Sohn selbst ablehnt. Caleb rächt sich, indem er seinem Bruder Aron enthüllt, dass die angeblich gestorbene Mutter in Wirklichkeit die Familie verlassen hat und im Bordell arbeitet. Für diesen "Brudermord" genügt es, einige Dielen aus der oberen Spielebene des scheinbar intakten Zuhauses aufzureißen, um den Blick auf die darunter liegende Hure freizugeben. Es ist nur ein Blick in die Tiefe und ein Schritt in den Abgrund. Dieser Moment der Erkenntnis ist die endgültige Vertreibung des geliebten Sohnes aus dem brüchigen Familienparadies: Er meldet sich freiwillig zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg.
Diese Inszenierung bietet beeindruckende, wenn auch spröde Theaterkost. Sie macht es den Zuschauern nicht leicht, verweigert Wohlfühlmomente und verlangt permanent, die Sprünge von einer Spielsituation zur nächsten mitzugehen. Und anstatt einfacher Antworten stellt sie komplexe Fragen.
Jochen Lewin, Mindener Tageblatt
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Alexander Schilling als Regisseur war für diese Inszenierung ein Glücksfall. In dieser berührenden und aufwühlenden Familiensaga erlebte man alle Schattierungen menschlichen Hasses und Versagens. Adam Trask [wird] glänzend und mit feinen Differenzierungen gespielt durch Carsten Klemm, sein Bruder Charles fesselnd interpretiert durch Tim Mackenbrock, der auch den unzufriedenen Caleb spielt.
Madeleine Schüpfer, Solothurner Zeitung
Alexander Schilling hat den brüderlichen Konflikt spannend und in prägnanten Szenen inszeniert. Ein schauspielerisch ausdrucksstarkes Ensemble bringt die Auseinandersetzungen als gestochen scharfe Bilder auf die Bretter. Auf doppelte Bretter, denn die Bühne für diese Version besteht aus zwei Ebenen. Die obere zeigt ein Zimmer mit historischem Flair. Die untere, flachere, spiegelt karge, nordamerikanische Landschaft wider. Auf diesen beiden begrenzten Räumen entladen sich geballte Gefühle - Gewalt, Leidenschaft, Hass, Liebe und Intrige.
Was den Theaterabend zum Erlebnis machte, war die klare Struktur der Inszenierung und die klaren Konturen, die das Ensemble den Charakteren gab.
Andreas Stolz, Wolfsburger Nachrichten
Wahrlich keine leichte Kost, die Ulrike Syha
mit der Theaterfassung von John Steinbecks berühmtesten Roman "Jenseits von Eden" servierte. Die [Inszenierung] brachte in starken Bildern große Gefühle ungefiltert und ungeschminkt auf die Bühne. Leidenschaft und abgrundtiefer Hass, Eifersucht und Verderbtheit, Missgunst und Verzweiflung, Verblendung und Betrug waren hautnah, allgegenwärtig und fast schmerzhaft spürbar: Der Blick in die Abgründe der menschlichen Seele raubte einem fast den Atem. Von der ersten Szene an ist glasklar: Das Paradies, den Garten Eden, gibt es in dieser Geschichte nicht. Es ist das "Jenseits", das den großen amerikanischen Erzähler fasziniert, die Hassliebe und die Konkurrenz um die Vaterliebe, die den Garten Eden für immer in weite Ferne rückt.
Gerlinde Scharf, Bergsträßer Anzeiger
Acht hervorragend aufeinander eingestimmte Schauspieler visualisierten die Geschichte der Familie Trask für 380 Besucher, die das komplexe Geschehen auf der Bühne konzentriert verfolgten. Die Darsteller gaben Einblick in das gesellschaftliche, religiöse und philosophische Denken Steinbecks - unterstützt von einem bestechend-ideenreichen Regiekonzept (Alexander Schilling) und einem Bühnenbild (Stephan Mannteuffel), in dem auf mehreren gut genutzten Ebenen die Schlüsselszenen (fast immer) deutlich wurden.
Karin Hartmann, Holsteinischer Courier
Die Inszenierung von Alexander Schilling bestach durch ausdrucksstarke Schauspieler, [die] ein beeindruckendes Spiel um Liebe, Grausamkeit, Missgunst, Schuld, Hass, Leidenschaft, Geldgier, Eifersucht und Verzweiflung [boten].
Das Publikum spendete am Ende minutenlangen Applaus.
Heide Rethschulte, Delmenhorster Kurier
Gelungene Inszenierung des Romas von John Steinbeck um den uralten Bruderkonflikt.
Das Publikum lässt sich fesseln von der Dramatik der Geschichte, selten ist es in den Festsälen so mucksmäuschenstill wie während dieser Inszenierung des Euro-Studios Landgraf. Am Ende wird es jedoch laut - es gibt den hochverdienten Applaus.
Kerstin Wosnitza, Peiner Allgemeine Zeitung
Bemerkenswert! Dieses Urteil kam von vielen Gästen nach der Vorstellung von „Jenseits von Eden". Ein Lob, das sich nicht nur auf die Darsteller bezog, sondern auch auf die Inszenierung und die Bühnendekoration.
Bernd Stobäus, Braunschweiger Zeitung