Johann Wolfgang von Goethe
Iphigenie auf Tauris
Wuppertaler Bühnen 2008• Bühne/Kostüme: Jeremias Vondrlik
„Verteufelt human" fand Johann Wolfgang von Goethe sein Schauspiel „Iphigenie auf Tauris". Die Heldin überzeugt einen barbarischen Fürsten durch die Macht der Worte, menschlich zu handeln. Der Regisseur Alexander Schilling glaubt nicht an Goethes Utopie und inszeniert eine böse, ironische „Iphigenie" in Wuppertal.
In Tüllrock, kurzem Hemd und Schnürstiefeln steht Iphigenie auf einem großen Tisch. Zu Beginn schneidet sie sich Blutbeutel auf, die an ihren Unterarmen kleben. Gleich das erste Bild macht klar, wohin die Reise geht. Das Wuppertaler Schauspiel will Goethes Text mit der brutalen Wirklichkeit konfrontieren.
Iphigenies Bruder Orest - im Original von Furien gehetzt - ist hier ein Rockmusiker auf Drogenhorrortrip. Wenn er zu hysterisch wird, spritzt ihm sein Gefährte Pylades Beruhigungsmittel. Wer eine feine Goethe-Inszenierung sehen will, ist hier fehl am Platze. Alexander Schilling klotzt mit groben Mitteln. Aber seine „Iphigenie" hat auch gute Seiten: Sie ist kurzweilig, witzig, ideenreich - und hat ausgezeichnete Schauspieler.
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Foto
Darsteller
Maresa Lühle, Henning Strübbe, Jan Kämmerer, Andreas Ramstein, Frank Watzke