Falk Richter
Gott ist ein DJ
TIG 7 Mannheim 1999 • Ausstattung: Thomas Busse
Die beiden Mittzwanziger Jan Thümer und Barbara Blachut agieren souverän auf einer spartanisch eingerichteten Bühne. Ein Bett, eine Couch werden mal rein- und mal rausgeschoben. Der Clou sind Videoaufzeichnungen aus dem Nebenzimmer, das für die Zuschauer nicht einsehbar ist. Atemlose Dialoge und staccatohafte Statements lassen vergessen, dass es Schauspiel ist. Das macht nachdenklich: Was passiert, wenn der immer wieder suchende Blick nicht den Anderen erfasst, sondern nur noch die Kamera, wenn mehr Image imitiert als Charakter gebildet wird, wenn das einzige, was zählt. Publicity ist? Dennoch kommt Alexander Schillings raffinierte Inszenierung nicht als moralische Anstalt zu Hilfe. Er zeigt. Und was er zeigt, wandelt präzise zwischen Slapstick und Dramatik. Die dritte Regiearbeit des 30-Jährigen ist eine Symbiose von Bühne und verwirrend-futuristischer Technik.
Vollständige Kritik als PDF-Datei herunterladen (962.18 KByte)
Die Mannheimer Inszenierung (Regie: Alexander Schilling) lässt sich gekonnt auf das Spiel mit der Fiktion ein und verwischt geschickt alle Übergänge der Realitätsebenen. Multimediales Spektakel aus Theater, Videoperformance und Musik ist hier nicht penetranter Selbstzweck, sondern bricht in einem faszinierenden Verwirrspiel jede geschlossene psychologische Oberfläche, bis hinter der Zerstörung des großen Konventionskontextes von Wahrheit und Privatheit die Realität zur Glaubensfrage wird und Gott tatsächlich zum DJ.
Vollständige Kritik als PDF-Datei herunterladen (1.26 MByte)
Unter der Regie Alexander Schillings wird im TiG 7 der selbstverständliche Umgang der Internet-Generation mit Medien und Kunst gekonnt inszeniert und kritisch reflektiert.
Verdienter Applaus fur eine Inszenierung bei der Darsteller, Regie und Technik ein wirkliches Team bilden - oder zeitgemäßer gefasst: ein echt "tightes" Zusammenspiel.
Vollständige Kritik als PDF-Datei herunterladen (76.91 KByte)
Foto
Darsteller
Barbara Blachut, Jan Thümer