Nicky Silver
Fette Männer im Rock
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen/TIG 7 Mannheim 2000 • Bühne/Kostüme: Stephan F. Rinke
So total verrückt wie der Titel "Fette Männer im Rock" ist auch das Stück des amerikanischen Erfolgsautors Nicky Silver. Und brillant verrückt ist die Inszenierung von Alexander Schilling. Bei dieser Komödie der anderen Art kann einem über den Handgreiflichkeiten Hören und Sehen vergehen, aber es macht Spaß.
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Dank notwendiger Straffung, gelang es Regisseur Alexander Schilling den schwächeren Teil des Stücks mit galligen Humor zu überwinden. Den Aufenthalt Bishops in der Psychiatrie, eine typisch amerikanische freudianisch-verquaste Selbstanalyse, verschiebt Schilling ins Surreale und entlässt den Zuschauer ohne irgendwelche Gewissheiten. Überhaupt ist dem Team um Schilling, dem man die Begeisterung anmerkt, eine abgründige Tragikomödie gelungen.
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Die groteske Komödie spielt mit dem Rückfall in überwunden geglaubte Entwicklungsstadien, Rollentausch und Machtausübung; im dritten Akt lassen sich Wahn und Wahrheit kaum noch scheiden. Alexander Schillings Inszenierung kostet diese steten Brüche und Variationen weidlich aus. Ödipale Gelüste, Mutter-Sohn-Inszest als tragfähige Beziehung, verweigerte Initiation, Pubertät und Rebellion: ein zweieinhalbstündiger Abriss der Psychoanalyse. Erklären kann sie die vorzivilisatorischen kannibalistischen Gräueltaten freilich nicht. Es sind archaische Triebe, die aus den Untiefen der Seele heraus nach Blut und Fleisch verlangen. Es gehört zu den Stärken der Inszenierung, die Relativität des (vermeintlich) Geschehenen zu betonen, lnsbesondere die psychischen Prozesse der Charaktere und ihre Handlungsstrategien als subjektive Ausformungen von Wahrheit zu kennzeichnen.
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Foto
Darsteller
Martina Eckrich, Silke Gaube, Jan Thümer, Gunter Möckel